Sorgeeckemühsam

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Dienstag, 17. April 2012

Der Hallenturnschuh - Urban

 "Hände begucken bringt Ärger",  hat meine Oma immer gesagt. Eingedenk dieses Satzes könnte man heute in Hinblick auf tiefer gelegene Regionen sagen: Füße begucken bringt Schmerz. Aber beginnen wir in der Vergangenheit.

Zu einer Zeit als noch alle um einen selbst herum den Begriff "Essengeldturnschuh" kannten – ungefähr zu dieser vorsintflutlichen Zeit gab es auch Hallenturnschuhe: Schwarze oder weiße füßlingartige Gebilde, die in unangezogenem Zustand wie einem Ei dem anderen glichen, ununterscheidbar dazu erdacht - wie eine zweite Haut - vor allem im winterlichen Sportunterricht eingesetzt zu werden. Ihre größten Momente erlebten sie beim Betreten des Schwebebalkens und als erdende Komplizen keulen – oder bänderschwingender Schüler. Niemals, aber auch niemals hätten sie gewagt zu glauben, dass sie aus dem Dunstkreis von Sprossenwand und Medizinball jemals einen voguehaften Siegeszug antreten würden.

Wer warten kann, hat in diesem Fall den längeren Atem...

Huch, Zauberei  - Gegenwart: Sommer im Berlin der zehner Jahre des 21. Jahrhunderts: großgewachsene Mädchen und etwas kleinere Damen betreten die Tram und - ununterscheidbar schmiegt sich an ihre Standfesten der Hallenturnschuh. Da ist er wieder zurück und schimpft sich für die eigene Wenigkeit unter falschem Namen: „Ballerina“. Die kurze Genügsamkeit, man selbst wäre bei vorher genanntenem Sportstundenakt der hohen Kunst nahe gewesen – Huch 2: Es war Ballett! -  wird überfrachtet von der Frage: Wie lebt bzw. geht es sich angesichts der konkreten Realität.: Jeder  Spitze Stein, jeder Hundekackehaufen in realitas per pedes?

Liebe Oma, genau draufsehen bringt Ärger, genau draufstehen Schmerz? Möchte ich sagen, der Schuh gehört in die Halle und nicht in den Supermarkt? Manchmal möchte ich schon...und kann mich im Schuhe ausziehen selbst belehren. Aber Hände schaue ich mir gerne an.

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